leider ist die Geschichte doch etwas zu lang geraten, ich hoffe, daß ihr mir das nachseht. Gibt es da Regeln?
Wäre schön, wenn ihr sie trotzdem lest, denn die Geschichte ist fast ein bischen wahr. Das Ende könnte so sein, wir wissen, daß es passiert. die Helden gibt es wirklich und ich hoffe, daß es unserem kleinen Freund noch sehr gut ergangen ist. Er steht nur für das, was man mit Menschen macht, die anders leben und ihrer Angst davor.
Disco in Cusco
Von Kerstin Surra
Oktober 2007
Chavela senkte den Kopf und betrachtete ihre schweren Stiefel. Sie trugen sie über das alte Pflaster, als wären sie mit ihren Füßen verwachsen.
Diese Schuhe und ihre Gedanken waren eins.
Den weiten Weg, den Camino hatten sie gemeinsam überstanden.
Die vielen Gras bewachsenen Stufen waren sie hinauf und hinunter getrabt. Gesprungen, geschleppt, gelaufen.
Getragen hatten sie diese Stiefel. Sie und der Wunsch nach trockenen Kleidern, einer warmen Dusche. Vorwärts auch getrieben von der Suche nach dem Geheimnis, welches dieser Urwald verbarg. Es war die Enthüllung wer in diesen Stiefeln steckte. Chavela hatte es heraus gefunden. Es war nicht ganz das, was sie erwartet hatte. Sie war nicht der Mensch, der klaglos all diese Strapazen ertragen konnte. Aber sie war ein Kämpfer, der nicht aufgab. Also war es Zähigkeit, die sie auszeichnete. Das, und das Lächeln, dass sie nicht verloren hatte. Damit konnte sie leben.
Sie lachte. Fühlte sie doch noch das weiche Gras unter ihren Füßen. Das unberührte Moos auf alten Ruinen unter ihren Fingern. Hier, inmitten des Trubels und des Lärms einer vergangenen Hauptstadt.
Als sie den Blick von ihren Stiefeln löste, und auch den Blick von der Einsamkeit der Berge, da umflossen sie die blauen Uniformen der Schüler, die wie sie, die Hauptstraße hinauf und hinunter liefen, wie Wogen eines kichernden Meeres. Sie trugen Transparente und demonstrierten die Glorie der Regierung. Laut rezitierten sie irgendein Mantra und stupsten sich doch wie kleine Kinder, was dem ganzen den nötigen Ernst raubte. Ja, so fingen Revolutionen an.
Doch nicht heute. Noch war das Land nicht erwacht. Doch es konnte nicht ewig schlafen.
Es gab Menschen in dieser Stadt, die von der Veränderungen träumten und von einem besseren Leben für alle.
Da rief sie eine Stimme aus ihren Betrachtungen. „Chavel, hier!“
Ralph winkte und endlich fand sie den Rufer und seine Stimme zusammen. Vor der Kathedrale stand er inmitten ihrer Freunde und lachte über das ganze Gesicht.
Sein Sonnenverbranntes, geerdetes, von dieser Reise veränderte Gesicht.
Es war etwas in ihm zum Vorschein gekommen, von dem man nicht hatte ahnen können, dass es dort war, schon immer. Das Abenteuer hatte es hervor geholt.
Sie konnte es bei allen sehen. Etwas Glänzendes war in den Augen, etwas Verschmitztes klebte in den Mundwinkeln. Ein Hauch von Sonne auf Nase, Stirn und Kinn. Verwegenheit, ganz Zweifellos. Chavela lachte wieder. So schmeckte das Glück.
Ja, sie hatten alle noch den Camino in den Knochen, die Gedanken weilten in der Vergangenheit. Die Ruhe der alten Welt füllte sie und hielt den Lärm des Jetzt ein wenig von ihnen fern.
Doch nicht den Durst.
Nach all den Abenteuern hatten sie sich ein Bier verdient.
Der einzige Pub der südlichen Hemisphäre, wie er prahlte, hing wie eine Königskrabbe an der Wand eines alten kolonialen Hauses. Ein Shamrock verhieß ihnen Glück. Doch erst mal hatten sie Pech. Der Besitzer kam aus Kanada und hatte kaum eine Ahnung von irischem Bier. Nein, in Wahrheit gab es keinen einzigen Tropfen Guiness oder Smithwick.
Der dynamische, junge Mann verlor schnell an Spannkraft, als die Gäste einfach nicht gehen wollten. Er wurde immer schnell müde von zu viel Kundschaft. Diese Fünf immerhin.
Auch das Geschwärme von Irland war ihm zu viel. Er hatte noch niemals einen Fuß auf irischen Boden gesetzt und hatte es auch nicht vor.