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Dieses Thema hat 2 Antworten
und wurde 251 mal aufgerufen
 Mitglieder: Eure Philosophie Lyrik Gedichte Kurzgeschichten
Kerstin Surra Offline

Besucher

Beiträge: 13

06.06.2008 09:43
Disvo in cuszco, Teil 1 Antworten
So schob er die Gesellschaft einfach weiter, in die Disco nebenan und schloß erschöpft hinter ihnen ab.
Was machte es für einen Sinn, in Südamerika einen Pub zu eröffnen, wenn dann doch dauernd Gäste kamen?
Die Freunde warfen sich amüsierte Blicke zu. Schauten an sich hinunter und wußten nicht recht, ob man sie in die Disco lassen würde.
Noch steckten sie in ihren Trecking -klamotten. Schwarzen Tops oder ausgeleierten T-Shirts mit dem Logo „La Ocha de Coca no es Droga“, grünen Wanderhosen, die Stiefel. Doch als sie den Vorhang lüfteten, lachten sie noch mehr. Hier traf man sich auf engstem Raum und alle steckten hier in den selben Sachen. Schwarzen Tops oder T-Shirts mit dem Logo “La Ocha...“, genau, und grüne Trecking -hosen, schwere Stiefel.
Trank Mochitos und Pisco Sour. Prahlte mit Abenteuern, die man niemals erlebt hatte, oder doch. Da waren die Ausländer, mit strahlenden Augen und dem Herzen voller romantischer Vorstellungen über das Land der Panflöten.
Da waren die Mädchen, die erblondeten, aufreizenden, sich feil bietenden, mit leeren Augen und hoffenden Herzen, voller romantischer Vorstellungen von den Ländern des Reichtums.

Sie tanzten wenig in dieser ersten Stunde. Alle bis auf Ignacio. Er genoß die Aufmerksamkeit der Tänzerinnen und winkte nur manchmal lachend seinen Freunden zu, die an der Bar gelandet waren und sich mit Pedrito angefreundet hatten.
Ganz in schwarz, so sophisticatet, so niedlich, so schwul.
Stolz zeigte er die Kette, die um seinen Hals baumelte. Den Anhänger, einen Eiffelturm.
„Das ist ein Geschenk von meinem Freund.“
Pedrito hatte viele Freunde und träumte doch von der großen Liebe. Oder jedenfalls von dem einen, der ihn mit nehmen würde, in ein Land, in dem es nicht verboten war, wie er zu sein. „Ich bin so eine kleine Nutte.“ Kokettierte er.
„Aber so süß, dass es gar nicht schlimm ist.“ Flirtete Chavela mit ihm, nur so aus Spaß. Bald tanzten sie doch. So sinnlich, so schön. Der kleine Pedrito und die große Chavela.
All die Tänze, die sie mit ihrem ungelenken Körper nicht wirklich ausdrücken konnte, die aber in ihr schlummerten und die sie fühlte, wie den Schmerz dieses ganzen Landes. Dieses Kontinentes.
All die Dinge, die Pedrito niemals sagen konnte, die doch aber aus ihm heraus flossen in jedem Schritt, jeder Drehung, dem kleinsten Finger noch entflammten. All seine Ängste und die Demütigungen. Die Sehnsüchte und Wünsche. Die Wut, die Selbstzweifel. Die Augen der Eltern, die ihn nicht mehr kannten, die ihn nicht verstanden und doch sicher mißten. Die Schläge der „Gerechten“ in der Nacht, die Gewalt der Polizei, die sich nahm, was sie wollte und der Injustizia dienten, dieser Frau mit den blinden Augen.

Die Nacht vermischte sich mit den Wanderungen im Nebel, dem süßen Duft des Pisco, den Rhythmen, dem Eiffelturm.
Richard und Ralph diskutierten angeregt, ob sie für Ignacio eine der „Damen“ engagieren sollten und kamen zu dem Entschluß, dass es wohl nicht nötig wäre, da der Junge doch mit seinem Charme jedes Mädchenherz erobern könnte.
Trotzdem kicherten sie wie kleine Schulbuben, als sich der so Verhökerte zu ihnen gesellte.
Ich glaube, er war ein bißchen überrascht, dass die Mädchen klingende Hintergedanken gehabt haben sollten.
Bald schunkelten die drei Arm in Arm an der Theke herum und beschworen die Ewigkeit von Freundschaft. Da konnten Barbara und Chavela nur zustimmen. Sie umarmten sich alle und dachten an die hinter ihnen liegenden Tage. Sie wußten, dass dies ein kostbarer Moment war, den man nicht so schnell vergißt. Pedrito mitten unter ihnen. Manchmal kam die Freundschaft wie ein Wunder über Nacht.

Die Müdigkeit übermannte sie, der Alkohol mischte die Musik und die Gefühle. Das Lachen klang nur noch von fern. „Schatz, wir gehen nach Hause.“ Barbara nahm Chavela sanft in den Arm. „Es ist Zeit.“
Pedrito drückte sie alle ganz fest. Dieser Junge fand schnell Freunde und verlor sie beinah jeden Abend. Denn sie zogen alle weiter. Keiner war geblieben.
Chavela war ganz sentimental geworden. Nur ungern nahm sie Abschied. Morgen war auch noch eine Nacht.
Keine Zeit mehr, um einen Freier zu finden. Er hatte diese Nacht Chavela und ihren Freunden geschenkt.

„Ich wünsche Dir Glück, Pedrito, kleiner Pedrito.“ Du bist wie ein winziger Stern in der großen Düsternis der Nacht, der doch nur glänzen will, nur leuchten. Die Wärme der anderen Sterne spüren will. Doch sie sind so fern, so groß, so kalt. Du hast mein Herz berührt, ich denke an dich. Ich habe nichts, was ich dir schenken kann, außer der Freundschaft einer Nacht.
Petra Offline

Besucher

Beiträge: 1.335

06.06.2008 09:52
Disvo in cuszco, Teil 1 Antworten
Wunderschön liebe Kerstin, du hast mein Herz berührt!
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