Barocke Blütezeit westfälischer KlösterDas LWL-Landesmuseum für Klosterkultur eröffnet seine neuen Schauräume mit einer beeindruckenden Sonderausstellung. Aufwendige Recherchen und Nachforschungen in den Schatzkammern der regionalen Kirchen und Klöster haben ungeahnte und teils völlig unbekannte Kostbarkeiten zutage gefördert.
Prächtig und prunkvoll, zart und zögernd, hintergründig und voll leuchtender Schönheit geben 200 Exponate ab dem 23. Mai ihre Geheimnisse preis.
Sie zeugen von klösterlichem Leben und Frömmigkeit im Barock und vom Wandel nach der Säkularisation.
Entdecken Sie im LWL-Landesmuseum eine Welt, die lange Zeit hinter hohen Mauern verborgen blieb. Seien Sie dabei, wenn Westfalen das Barocke seiner Klöster entdeckt.
Klostergeschichte:
Mittelalterliches Frauenkloster, Augustiner Chorherrenstift, barocke Blütezeit, Preußische Staatsdomäne, Gutshof – Nach 550 Jahren bewegter Vergangenheit tritt Kloster Dalheim in eine neue Epoche seiner Geschichte ein. Ab 2007 beherbergt es ein in Deutschland einzigartiges Museum für klösterliche Kulturgeschichte. Bedeutsame und wertvolle Exponate finden ihren Platz innerhalb der fast vollständig erhaltenen Klosteranlage, die sich bis heute ihre beeindruckende Kraft und Ruhe bewahrt hat.
Kloster und Siedlung liegen am westlichen Rand des Eggegebirges in einem Seitental der Altenau, umgeben von einer Landschaft, die von weiten Feldern und ausgedehnten Waldgebieten geprägt ist. Bemerkenswert ist die fast vollständige Erhaltung der Anlage. Selten haben wie hier die wesentlichen Bestandteile eines Klosters einschließlich der Wohn- und Wirtschaftsbauten alle Umgestaltungen überdauert.
Eintritt – KostenErwachsene
3,90 Euro
Gruppen ab 16 Personen je Person
3,10 Euro
Kinder/Jugendliche
(6 bis 17 Jahre), Schüler
1,00 Euro
Schüler bei Teilnahme
an einem museumspädagogischen
Angebot (2 Begleiter frei)
1,00 Euro
Ermäßigte*)
2,50 Euro
Familientageskarte
8,00 Euro
Ermäßigung
Studierende (mit Ausnahme „Studium für Ältere“), Empfänger lfd. Hilfe zum Lebensunterhalt, Arbeitslose, Azubis, Wehrpflichtige, Zivildienstleistende, Angehörige im freiwilligen sozialen Jahr, Behinderte ab 80 % (1 Begleitperson frei).
Hinweis für Menschen mit eingeschränkter Mobilität
Die neuen Ausstellungsräume sind barrierefrei. Die spätmittelalterliche Klausur ist auf Grund der historischen Bausubstanz für rollstuhlfahrende Menschen nur mit Einschränkungen zugänglich. Das Außengelände und die Gärten können auf befestigten Wegen mit dem Rollstuhl befahren werden. Der Fußweg vom Parkplatz zum Museumsfoyer beträgt ca. 10 Minuten. Ein Behinderten-WC ist vorhanden.
LWL-Landesmuseum für Klosterkultur
Am Kloster 9
33165 Lichtenau
Ein Kloster zum Anfassen
Das ostwestfälische Augustiner-Stift Dalheim war bis ins 19. Jahrhundert ein Zentrum der Region. Dann verfiel es, wurde sogar als Schweinestall genutzt. Nun eröffnet dort Europas erstes Klostermuseum.
Ist das wirklich der richtige Weg? Außer Bäumen ist lange Zeit nichts zu sehen, wenn man von der Autobahn kommend auf das Örtchen Dalheim zusteuert. Ein schmales Sträßchen führt kurvig durch die Ausläufer des Eggegebirges in ein Tal hinab. Dann taucht rechterhand zwischen dem satten Blattgrün ein grau-gelbes Mauerwerk auf. Nach und nach wird ein Gebäude-Ensemble von gigantischen Ausmaßen sichtbar. In seiner Mitte ragt ein lang gezogener Bau mit spitz nach oben zulaufenden Fenstern himmelwärts. Da ist es also: das Kloster Dalheim. So abgeschieden und versteckt das Kloster auch liegt, ein Ort der Ruhe ist es in diesen Tagen nicht. Hinter der Klostermauer rangieren Baufahrzeuge, Lieferanten und Handwerker treten sich in den engen Durchgängen und auf den schmalen Stiegen auf die Füße. Und während unten im Keller noch gehämmert, gesägt und zementiert wird, feilt man unterm Dach an den Feinheiten der Ausstellung. Wer zur Verwaltung will, muss einen Laufsteg entlanggehen, der über die morschen Dielenbretter des Dachbodens führt. Dort oben hat auch Matthias Wemhoff sein Büro. Der Museumsdirektor sitzt mit staubigen Schuhen und guter Laune an seinem Schreibtisch. In der kommenden Woche wird im Kloster Dalheim das Landesmuseum für Klosterkultur eröffnet. Es ist eines der ehrgeizigsten Projekte des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe: das europaweit erste Museum, in dem das Phänomen Kloster in all seinen Facetten erklärt werden soll. „Die meisten Museen in Klöstern beschäftigen sich mit den jeweiligen Anlagen und mit deren Geschichte“, sagt Wemhoff. „Wir wollen zeigen, wie die Klöster auf die Gesellschaft eingewirkt haben. Wir wollen die Frage beantworten, was Kloster eigentlich ist.“ Europäische Klöster seien ja nicht nur Orte des Gebets und der Abgeschiedenheit gewesen. „Das waren zugleich auch brummende Wirtschaftsbetriebe“, sagt Wemhoff. Und nicht nur das, Klöster leisteten auf nahezu allen Gebieten Wegweisendes: Ackerbau und Viehzucht, Kunst und Wissenschaft, Technik und Politik.
Barockes Prachtportal
Um zu verdeutlichen, wie eng diese verschiedenen Bereiche im Mikrokosmos Kloster miteinander verzahnt waren, steigt Wemhoff aus seiner Dachkammer hinab zum Westeingang, über den auch die Besucher ins Museum kommen werden. Es ist ein barockes Prachtportal mit einem vorgelagerten Ehrenhof: ein Entree, das jedem Schloss zur Ehre gereichen würde – und mit dem einst der Klostervorsteher seine politische und wirtschaftliche Macht demonstrierte. Doch wenn man durch diese Tür geht, steht man nicht in einem weitläufigen Treppenhaus, sondern direkt vor dem Klosterbackofen, in dem übrigens auch künftig wieder gebacken werden wird. Die barocke Fassade war eben nichts als Fassade, hinter dem edel ausgestalteten Mauerwerk waren die Wirtschaftsräume des Klosters untergebracht: Küche, Brauerei, Brennerei¿ „Hier wurde kein einziger Quadratmeter Platz verschenkt, eine großartige Verschmelzung von Form und Funktion“, sagt Wemhoff. Eine Verschmelzung von Raum und Inhalt findet man auch im jetzigen Museum vor. So wird erstens mit Ausstellungsstücken und Schautafeln die Geschichte der Klöster erzählt und ihre Bedeutung erläutert. Zweitens aber erzählen die Räume ihre eigene Geschichte, überall sind die Spuren früherer Nutzung erkennbar: In der ehemaligen Räucherkammer hängen noch die Haken für die Schinkenstücke von schwarz verkohlten Deckenbalken. An den Wänden der Speicherräume kann man noch Strichlisten sehen, mit denen einst die Getreidesäcke gezählt wurden. Und am nur behutsam restaurierten Mauerwerk lassen sich sämtliche Bauphasen ablesen. Die Anfänge reichen bis ins Jahr 1264 zurück, als in Dalheim ein Nonnenkonvent gegründet wurde. Die Grundmauern dieser ersten Kirche stehen heute noch auf dem östlichen Teil des Geländes. Ende des 15. Jahrhunderts bauten dann die Augustiner-Chorherren eine einschiffige spätgotische Klosterkirche, daran angrenzend die Arbeits- und Wohnräume: Schreibstube, Kreuzgang sowie Speise- und Schlafsaal. Dalheim entwickelte sich zum geistigen und wirtschaftlichen Zentrum der Region. Nach den Verwüstungen des Dreißigjährigen Krieges erlebte das Kloster im Barock seine größte Blütezeit. Bartholdus Schonlau hieß der ehrgeizige Klostervorsteher, der in 23 Dienstjahren 23 neue Gebäude errichtete. Er ließ einen Garten nach französischem Vorbild anlegen und einen Barocktrakt anbauen. Riesige Scheunen und eine Mühle wurden gebaut.
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